ARTIZAN – The Furthest Reaches
2015 (Pure Steel Records) – Stil: Heavy Metal
Floridas Edelmetaller aus Jacksonville sind mittlerweile mit ihrem dritten Album am Start, das sie sich vorab sogar durch eine Crowdfunding-Kampagne finanzieren ließen. Dort war u. a. eine limitierte Variante des Werkes mit einem anderen Artwork und einem Bonussong zu erstehen, die nun aber ebenfalls in den Handel zu kommen scheint und nicht bloß den Crowdfundern vorbehalten bleibt. Warum hier keine strikte Trennung erfolgt und den spendablen Gönnern keine exklusiven Artikel angeboten werden, entzieht sich den Kenntnissen des Rezensenten.
Mit ´The Furthest Reaches´ präsentieren ARTIZAN ein Sci-Fi Konzeptalbum. Dazu hat Eliran Kantor bei der Special-Edition ein wunderbares Cover-Artwork gemalt. Die erzählerische Untermalung zu Beginn und Zwischendurch lässt zunächst auf eine friedliche Gutenacht-Geschichte schließen, die eine Mutter ihrem Sohn am Bett erzählt, dabei ist der Inhalt von eher schrecklicher Natur. Obendrein konnte erneut Matt Barlow (Ex-ICED EARTH, ASHES OF ARES) verpflichtet werden, obgleich dessen Einsatz ebenso wie der von Sabrina Cruz (SEVEN KINGDOMS) entbehrlich erscheint.
Dabei kreieren ARTIZAN weiterhin einen gar nicht so vertrackt wirkenden Metal amerikanischer Prägung, der wohl im ersten Moment der QUEENSRYCHE und IRON MAIDEN-Ecke zugeordnet werden kann, wobei der grandiose Tom Braden weiterhin eindeutig das Aushängeschild der Band ist. Obwohl er seine Vorbilder Bruce Dickinson und Michael Kiske wohl ausgiebig studiert hat, bleibt sein klarer und heller Gesang für die Liebhaber von ION VEIN, HEIR APAPRENT, MEDALYON, VISONARY und und und ein echter Genuss – vor allem, da dieser Sound heutzutage weit mehr Underground ist, als er es jemals war. Im sich stetig steigernden `Summon The Gods´ und dem fast Longtrack-artigen Titelstück, lassen sich die Album-Highlights feststellen, während Sabrina Cruz im epischen ´Wardens Of The New World´ ihren Auftritt hat. Auch die stark Richtung Melodic-Metal tendierenden und dabei wunderschönen `Supernova´ und `Into The Sun´ bleiben dem Bandsound stets treu. Niemand muss hier jedoch Angst vor dem Euro haben, wiegt doch der Dollar erneut weit mehr, denn ARTIZAN sind eindeutig als US amerikanische Metal Band zu erkennen und wagen sich beim Bonustrack sogar mit einer Cover-Version STYX-Terrain zu betreten.
Allein aufgrund der Tatsache, dass solche Bands wie ARTIZAN überhaupt noch existieren, dürfen vielerorts Luftsprünge gemacht werden. Dies ist einfach unsterblicher Metal, der nicht auf einen über 30 Jahre alten Retro-Zug aufzuspringen braucht.
Zeitlos, klassisch, gut.
(8 Punkte) Michael Haifl
Der Sound ist satter, das Coverartwork (zumindest in der limitierten Edition) hübscher. Doch damit sind die Vorteile dieses dritten ARTIZAN-Albums gegenüber ‘Ancestral Energy’ leider auch schon aufgezählt. Zwar ist ‘The Furthest Reaches’ viel zu stark, um ernsthaft von einer Enttäuschung sprechen zu können. Doch die magischen Melodiebögen des formidablen Vorgängers (‘I Am The Storm’, ‘Deep Ocean Dreams’) sucht man auch bei eingehender Beschäftigung vergebens, wenngleich die Scheibe unzweifelhaft ein Grower ist.
Versöhnliches Fazit: ARTIZAN bleiben mit ihrer unaufgeregten Geschmeidigkeit eine Ausnahmeband der hartmelodischen Szene. Der Vorfreude auf die KIT-Premiere Ende April kann dieses “nur” sehr gute Album nichts anhaben. Qualitätskauf.
(gute 8 Punkte) Ludwig Krammer