SHATTERED SKIES – The World We Used To Know
~ 2015 (Eigenproduktion) – Stil: Prog/Djent ~
Djent is coming home. Die irische Band SHATTERED SKIES legt mit ´The World We Used To Know´ ihr Debüt in Eigenregie vor. Nachdem sich die 2011 gegründete Band mit einer EP (‘Reanimation’) und hernach mit Songvarianten für Klavier und Gesang (´Pianomation´) dieser EP zu etablieren versuchte, legt sie nun ihr erstes Meisterstück vor.
Während sich die Vorreiter PERIPHERY und TESSERACT, einfach umschrieben, bisher wie eine vertrackte Variante von BULLET FOR MY VALENTINE präsentierten, versuchten im letzten Jahr INTERVALS erstmals Djent für Normalsterbliche interessant zu gestalten. Sänger Mike Semesky von INTERVALS sang zwar noch zu sehr im Rhythmus verhaftet, was ihm womöglich als ursprünglichem Bassisten im Blut liegt, und ließ die Band durch seine Ausdrucksweise und Stimme eher im Alternativ-Bereich verorten. Versuche in dieser Richtung kamen bislang ansatzweise auch von SKYHARBOR und CIRCLES.
SHATTERED SKIES hingegen können diese Entwicklung bei weitem noch übertreffen. Endlich funktioniert Djent auch ohne Geschrei. Sänger Sean Murphy von SHATTERED SKIES ist vielleicht der erste überragende Sänger, den eine Band, die sich dem Djent zurechnet, vorzuweisen hat. Selbstredend werden die echten Hardliner vom Ausverkauf oder von Djent-Goes-Pop reden, doch davon kann gar keine Rede sein. Nur weil ein Sänger sich als echter Sänger präsentiert, nur weil ein Sänger endlich Gesangslinien über den Groove legt und zudem unfassbare Hooks aus dem Kompositionshut gezaubert werden, gelangt die Musik längst nicht in populäre Bereiche. Vielmehr entwickeln SHATTERED SKIES die Musikrichtung weiter, indem sie nicht nur brillanten Gesang sowie solchen mit Wiedererkennungswert vorzuweisen haben, sondern weil sie mit Ingredienzien aus dem Prog-Rock und -Metal einen völlig eigenständigen Sound kreiert haben.
Die wundervollen Songs ´The End And The Rebirth´ (“Turn around, look away, no one wished to see this day, close your eyes as this storm, preys upon the earth … feeling love, feeling hate, see the world, dissipate, so just stay with me as we witness, the end and the rebirth”) sowie `Flipside´ schrauben sich im Soundkosmos der Band immer weiter und weiter in die Höhe – auf eine Steigerung folgt eine weitere. Dabei dürfen die allerschönsten Hooks in Songs wie `Show’s Over´ und `Elegance And Grace´ prächtig aufblühen. Wenn dann noch die leichte Keyboard-Verstärkung in einigen Songs die emporwallenden Töne unterstützt, ist die Band nicht allzu weit von modernen Prog-Metallern entfernt. Und sofern Djent auch gerne mit einem mächtigen Groove umschrieben wird, so sind SHATTERED SKIES selbst hier ganz vorne mit dabei. ´Haunted´ hat solch einen Groove, der niemanden kalt lassen kann und wenn der Hörer in seinem Rhythmus gefangen ist, bleibt als einzige Reaktion nur noch, den Kopf immerfort gegen die Wand zu schlagen. Nicht wenige werden womöglich im Laufe des Albums für sich selber das geilste Bass-Spiel seit `When Dream And Day Unite´ entdecken. Obendrein können spätestens in den letzten Songs `Aesthetics´ und dem Titeltrack – der sich gar zum krönenden Abschluss einen am liebsten nicht enden wollenden Über-Refrain (“Time is always marching on, turn towards the setting sun, though your time may soon be done, live as though it’s just begun”) gönnt, wie es sonst nur klassische Neo Progger der Marke ARENA und PENDRAGON vollführen – sogar Parallelen zu HAKEN gezogen werden, selbst im immer höher strebenden Gesang von Sean Murphy.
Djent is Prog. Als ob es zu beweisen gewesen wäre, ist der Beweis nun erbracht – SHATTERED SKIES haben den Knoten aus Powerchords, Palm Muting und Polyrhythmik gelöst. Federleichte Hooks werden glänzend von den heftigsten Rhythmen umtänzelt.
SHATTERED SKIES sind für alle Connaisseurs des prog-metallischen Spektrums die bedeutendste Band der Stunde.
(9,5 Punkte)
[Erhältlich als schönes Digipack mit fabrikgepresster CD-R]