STEVE ROTHERY – The Ghosts Of Pripyat
~ 2015 (Inside Out Music) – Stil: Instrumental-Rock ~
Der legendäre MARILLION Gitarrist Steve Rothery hatte bisher, trotz angeblich mehrfacher Angebote, noch kein Solo-Album veröffentlicht. Sein Schaffen fernab von MARILLION beschränkte der 56 jährige Engländer bisher auf THE WISHING TREE und einige kleine Gastauftritte bei JADIS, ENCHANT, ARENA oder GAZPACHO.
´The Ghosts Of Pripyat´ bezeichnet den Geist der heutigen Geisterstadt Pripyat in der Ukraine. Gegründet 1970 mit dem Bau des Kernkraftwerks Tschernobyl, wurde sie infolge der Reaktorkatastrophe im Jahre 1986 geräumt. Das Foto für das Cover schoss der französische Fotograf Yann Arthus-Bertrand, während das Artwork von Lasse Hoile ist. Dieses Album wurde ursprünglich durch eine Kickstarter-Kampagne finanziert und beinhaltet bis auf den Titelsong die selben Lieder, die auf seinem `Live In Rome` Album festgehalten wurden. Als Rothery nämlich beim Internationalen Gitarrenfestival in Plovdiv (Bulgarien) im Oktober 2013 mit Gitarrist Dave Foster (MR. SO & SO), Drummer Leon Parr (MOSQUE) und Bassist Yatim Halimi (PANIC ROOM) zusammen auftrat und die Aufnahmen davon als Download auf seiner Webseite anbot, wurde ziemlich schnell die physische Version `Live In Rome` veröffentlicht und nun das passende Studiowerk. Im Studio konnte Rothery im Gegensatz zum Live-Auftritt außerdem die Gastauftritte von Steve Hackett und Steven Wilson realisieren.
`Morpheus´ lässt das Werk sphärisch a la PINK FLOYD beginnen, da Steve Hackett den Song flüssig und wunderbar melodisch nach vorne treibt und Rothery seine Vo-96 Farida Akustikgitarre einsetzt, bis sich die Soundlandschaften erheben und die Stimmung fast zu bersten droht. ´Kendris´ schraubt direkt danach mit seinem leicht östlich angehauchten Feeling nicht nur am Tempo, sondern setzt auch den Maßstab für einen unvergleichlichen Ohrwurm fest – nicht nur für dieses instrumentale Album. Das lange und epische ´The Old Man Of The Sea´ steigt mit einer französischen Seebriese ein, um sofort in eine nicht zu verkennende Rothery-/MARILLION-Tonfolge zu verfallen. Dabei legt er immer wieder himmlisch schwelgerische Parts ein, so dass nicht erst der erneute Beitrag von Hackett und das Solo von Steven Wilson den Song zu einem weiteren Höhepunkt werden lassen. Seine Gitarre lässt er in ´White Pass´ ebenso wie in `Summer’s End´ regelrecht singen, bis mittendrin eine Hammond-Orgel die Songs umschwenken lässt. ´Yesterday’s End´ lebt von seiner ruhigen Seite, die mehrmals kurz ausbricht, um dann in einen Schottischen-Gitarrenmelodie-Reigen zu wechseln. Der abschließende Titeltrack beginnt mit der akustischen Gitarre, bevor die Musik elektrifiziert vorangetrieben wird.
´The Ghosts Of Pripyat´ ist ein starkes Solo Album von Steve Rothery, das in seiner instrumentalen Weise malerisch die Vorstellungskraft nutzt und die Fähigkeit besitzt, um aus Gefühlen und Gedanken Bilder sowie Landschaften entstehen zu lassen.
(8,5 Punkte)