Livehaftig

BLUES PILLS, THE VINTAGE CARAVAN, THE ARKANES

 ~ 17.10.2014 München, Hansa 39 ~


Rien ne va plus! Seit Wochen geht in Bayerns Landeshauptstadt nichts mehr in Sachen BLUES-PILLS-Karten. Während andernorts aufgrund der hohen Nachfrage kurzfristig größere Hallen gebucht wurden, bleibt hier alles beim Alten und Kleinen: Kapazität 550, Ende (Feierwerk)-Gelände.

„Suche Ticket“ haben ein paar Hoffnungsvolle vor der Halle auf ihre Kartonstücke gepinselt, sehnsuchtsvolle Blicke – und tatsächlich: als das Konzert losgeht, entdeckt man einige der Optimisten strahlenden Blickes vor der Bühne; der Freitagabend kann beginnen.

 

Eine Vereinsflagge des FC Liverpool über die Verstärker geworfen, mehr braucht es nicht als Deko für THE ARKANES aus Beatles-City. Als Mix aus NIRVANA, WOLFMOTHER, den STEREOPHONICS und LED ZEPPELIN beschreibt das Quartett seinen Stil. Oder ums mit der britischen Musikpresse zu sagen: „ARCTIC MONKEYS, die von den QUEENS OF THE STONE AGE auf die Fresse kriegen.“ Und zwar mit Anlauf! Sänger/Gitarrist Chris Pate, der mit variabler Stimme überzeugt und nebenbei für die Bühnen-Action sorgt, hat nach zwei Songs die Lacher auf seiner Seite, als er seine Kleiderwahl öffentlich in Frage stellt: „War wohl doch keine so gute Idee, dieses Liverpool-Trikot anzuziehen. Ich werde hier unter den Scheinwerfern gerade geröstet…“ Die halbe Stunde vergeht wie im Flug, auch Fab-Four-Zitate dürfen nicht fehlen. Bemerkenswerter Auftakt!

Kurze Umbaupause, dann geht’s von Liverpool rauf nach Island. THE VINTAGE CARAVAN haben hierzulande bereits für GRAND MAGUS und AUDREY HORNE eröffnet und dabei mehr als nur Höflichkeitsapplaus geerntet. Mit seiner vor Energie berstenden Show ist das Trio eine Bank, wenn es um verschärften Siebziger-Jahre-Rock geht. CREAM und BLACK SABBATH kommen einem in den Sinn – und verschwinden sofort wieder angesichts der Spontaneität und Spielfreude, mit die Burschen ihre schwer groovenden Songs durch die Boxen jagen. Als Sänger Óskar Ágústsson wegen eines technischen Defekts seine Gitarre wechseln muss und hinter der Bühne verschwindet, hält Bassist Alexander Númason die schwitzende Meute mit einem fetzigen Solo bei Laune. Spaßige, überaus sympathische Show – wir freuen uns aufs zweite Album!

Das gilt auch für die BLUES PILLS aus dem schwedischen Örebrö, die sich mit zwei EPs und einem Album in die Spitzengruppe der Retro-Rock-Bewegung katapultiert haben, und zum dritten Mal in München gastieren. Arschtight vom Dauertouren, ohne dabei ein Jota an Ausstrahlung und Kraft zu verlieren – große Klasse. High Class Woman Elin Larsson schüttelt Tambourine und Blondhaar, tänzelt im Samtkleid über den Perserteppich auf der Bühne und lässt mit ihrer Stimme das Mikrofon schmelzen. Zu ihrer Rechten rifft und soliert sich der gerade mal volljährige Franzosen-Hendrix Dorian Sorriaux in höhere Sphären, während Bassist Zack Anderson und Neu-Drummer André Kvarnström ein bombensicheres Rhythmusfundament gießen. Man könnte dieser Band stundenlang zuschauen – vom Jungvolk über Kuttenträger bis hin zu grauhaarigen Beat-Rentnern sind sämtliche Generationen am Mitsingen und Zucken, sogar ein Stagediver findet sich – leider ist nach zwölf Songs schon Feierabend. Die Fans huldigen der Band, Elin fotografiert ihre Kollegen vor der erschöpft-glücklichen Menge – ein wunderbarer Konzertabend geht zu Ende. Einziger Wermutstropfen: In solch einem intimen Rahmen wird man die BLUES PILLS in München wohl zum letzten Mal gesehen haben.

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