Die All-Girl-Band aus Kanada namens SCARLET SINS hat leider ohne große Anteilnahme der breiten Öffentlichkeit ihr einziges Album im Jahre 2007 herausgebracht, um zwei Jahre später bei den Vorbereitungen zum zweiten Album aufgrund der üblichen Differenzen die Auflösung zu verkünden („We’ve come to a point where it no longer makes sense to continue as a band. SCARLET SINS is made up of four individuals with their own ideas of where we should take our music. The deeper we got into making our second record it became more and more obvious that the dynamics just weren’t there.“).
Doch begonnen hatte alles in den Clubs um Ontario und Quebec. Nachdem Cristina Bishop (Gesang) und Sylvya NuVynska (Gitarre, Gesang) zusammen eine Band gründen wollten, mussten sie nur noch geeignete Mitstreiter hierfür finden, die sie mit Tanya Nicklaus (Bass) und Elie Bertrand (Drums) auch bald fanden. Zudem konnten sie schnell in Richard Chycki einen berühmten Produzenten (RUSH, AEROSMITH, SIMPLE PLAN) für die Aufnahmen gewinnen. Der Eroberung des US Marktes stand anschließend nichts mehr im Wege stand, da sogar Tourneen und Konzerte mit DORO, VIXEN, KITTIE, BUCKCHERRY, HELIX, APRIL WINE, ANVIL und die Opener-Position für MÖTLEY CRÜE vor über 16.000 Menschen zustande kamen.
Die Einflüsse der Bandmitglieder von VAN HALEN über STEVE VAI bis TOOL mögen ihren Input zum Bandsound gebracht haben, doch der um die Jahrtausendwende durch den ein Jahrzehnt zuvor aufgekommenen Grunge nicht unübliche BLACK SABBATH-Einfluss macht sich auch hier im tiefergestimmten Sound bemerkbar. Einer Paarung von ALICE IN CHAINS, PHANTOM BLUE und DISTURBED nähert sich zumindest etwas den tatsächlich vorzufindenden Gegebenheiten.
Sylvya NuVynska hat obendrein eine außerordentlich einprägsame Stimme, die zerbrechlich und doch so voluminös alle Emotionen herausschreien kann. Die stärksten Gefühle lassen sich dabei im balladesken `With You` erkennen, singt sie doch da dermaßen brüchig als auch melodiös wie es zuvor höchstens noch der frühe Mike Tramp geschafft hat. Cristina Bishop feuert derweil ein fettes Gitarrenriff nach dem anderen ab und entpuppt sich als herausragendes Gitarrentalent, das sich nicht nur bei den Über-Hits `Drown`, `Strangelove` und `Backstabber´ ablesen lässt. Aber auch die restlichen Songs, vom Opener `Let Go` über melancholisches wie ´Are You Worth It` bis zum Rausschmeißer ´No Arguments´, lassen keinerlei Wünsche offen.
SCARLET SINS haben mit ihrem einzigen Werk ein außerordentlich gutes Album ersonnen, das heutzutage nicht mehr allzu oft anzutreffen ist (mein Dank geht an den MetalCommander) und die Trauer über das Ableben der Band noch viel größer werden lässt.
(8,5 Punkte)