OPETH – Pale Communion
~ 2014 (Roadrunner Records) – Stil: Retro-Prog-Rock ~
OPETH waren schon immer in ihrem eigenen Stil prägnant und lebten die Andersartigkeit durchgehend, auch bei der ersten offensichtlichen Hinwendung zum Prog mit den Alben `Deliverance´ und ´Damnation` unter der Anleitung von Steven Wilson, aus. Doch nach den beiden Klassikern `Ghost Reveries´ und dem 10/10 Punkte-Album `Watershed´ wollte Mikael Åkerfeldt wohl endgültig selber die Musik seiner Vinyl-Helden spielen und sein Mentor Wilson war ihm dabei fortwährend behilflich. Dennoch brachte die komplette Abkehr vom alten Sound im Jahr 2011 mit `Heritage´ keinen Namenswechsel mit sich, auch wenn die von der Plattenfirma gepuderte Journaille den Fans einreden wollte, es wären nur die Growl-Gesänge weggefallen. Richtigerweise hätte man verkünden müssen, dass OPETH ein 70s Hard Rock-Album mit deutlicher Prog-Schlagseite eingespielt hatten, das leider, bis auf ein Lied, nur allzu durchschnittliches Material anzubieten hatte. Ein guter Sound, macht noch keine guten Lieder. Obwohl sich die Band mit diesem Album eigentlich hinter hundert anderen Prog Rock-Bands hätte verstecken müssen, ließ der Erfolg nicht nach – der open-minded Metal-Community sei Dank. Auch wenn Mikael Åkerfeldt nie mehr back-to-the-roots – es geht dabei überhaupt nicht um die Growls, sondern um die Qualität der Lieder – gehen will, so vermissen wir doch, und nur das vermissen wir, schon sehr das alte Niveau.
Nun heißen OPETH immer noch OPETH, der Rezensent hat sich erneut dazu verleiten lassen, das Album sogar in der fetten ´Deluxe Edition´ (inkl. drei 7inchs, Blue-Ray, Download von Live-Bonustracks u. u. u.) zu kaufen – doch so viel sei schon verraten, es wird das letzte gekaufte OPETH Album sein – und Mikael Åkerfeldt legt erwartungsgemäß mit seinen Mannen auf `Pale Communion´ stilechten Prog-Rock vor, den der Hörer eigentlich lieben muss, sofern dieser von brillanten Songs getragen wird. Erneut ist Steven Wilson nicht nur als Gastmusiker beteiligt, sondern auch im Eröffnungssong `Eternal Rains Will Come´ fühlt sich der Hörer direkt im Wilson´schen Universum heimisch und hätte womöglich auch `The Raven That Refused to Sing (And Other Stories)´ einlegen können. Ein fetter Sound mit schönen Keyboards und einem kurz angedeuteten, interessanten Solo versprechen anfangs viel. Jedoch kommen dem Hörer alle Songs eher wie Stückwerk vor. Solche Songs hätten auf den Klassikern von Legenden wie DEEP PURPLE erst in der Rückschau ihre Erwähnung gefunden, da sie zwischen den Highlights nur am Rande für kleinere Freuden gesorgt hätten. Zudem fühlt sich der Gesang, sei es aufgrund der begrenzten stimmlichen Fähigkeiten von Åkerfeldt, eher wie nettes Beiwerk zu den Liedern an, der selber nie zum Höhepunkt gelangen will. Womöglich sollen die vermehrt eingesetzten „Ahaaahaaa“s den gesanglichen und dabei höchst emotionalen Gipfel andeuten. Als Höhepunkte in der Trackliste erweisen sich dann tatsächlich die langen Prog-Rocker wie `Moon Above, Sun Below´ und ´River`, wobei letztgenannter anfangs mit akustischer LED ZEPPELIN-Gitarre beginnt und sich am Ende sogar in Richtung TRANSATLANTIC bewegt, ohne selbstredend jemals das Niveau der genannten Gruppen zu erklimmen. Beim zuerst veröffentlichten Song aus dem Album, dem eindringlichen `Crisp Of Eternity´ werden sogar durch seinen oriental Touch Erinnerungen an RAINBOW wach, wobei auch hier – im Gegensatz zu den zwei obig erwähnten langen Prog-Rockern – kein Höhepunkt oder eine prog-typische Steigerung in Sicht ist. Im Abschluss-Song ´Faith In Others´ klingt letztlich das Klavier Arrangement äußerst verdächtig nach SAVATAGE, aber wahrscheinlich gab es auch schon zuvor auf einer 70s Vinyl-Scheibe aus dem Hause Åkerfeldt solch ein ähnliches Klavier-Spiel. Im Moment sollte der Musik-Liebhaber dann besser SECOND RELATION, SERDCE oder einfach nur WOBBLER hören.
Am Ende klingt alles vertraut und schon in den letzten 40 Jahren gehört. Diesem Vorwurf sind natürlich massenhaft weitere Bands, nicht nur des Prog-Rocks, ausgesetzt, wollen dies aber nicht dem Hörer als neueste Errungenschaft verkaufen. Somit reihen sich OPETH mit `Pale Communion´ weit hinter hundert anderen Prog-Rock-Bands, weitab der Champions-League, ein.
(6 Punkte)