PORTRAIT – Crossroads
~ 2014 (Metal Blade) – Stil: Heavy Metal ~
Nach zwei ansprechenden, aber keinesfalls herausragenden Alben im Fahrwasser des Diamantenkönigs, hielten sich meine Erwartungen bezüglich der neuen PORTRAIT in Grenzen – zumal sich mit den schwedischen Landsmännern von NOCTUM unlängst eine eigenständigere Alternative hervorgetan hat.
Umso positiver überrascht bin ich nun nach drei Tagen ‘Crossroads’-Dauerbeschallung. Zwar eignet sich auch das neue Werk noch ganz hervorragend zum königlichen Zitatequiz, doch der Großteil der Songs hat mehr zu bieten, als bloßes Petersen/Shermann/Denner-Worshipping.
Allen voran die packende Eröffnungsnummer ‘At The Ghost Gate’, bei der Sänger Per Lengstedt (vor seiner Heirat: Karlsson) mehr nach Rob Halford klingt als nach dem allgegenwärtigen Dänenking. Herrlich transparente Produktion (Tore Stjerna, u.a. WATAIN), fein ausgearbeitete Midtempo-Riffs, dazu ein Refrain, der schon beim ersten Hördurchgang die Faust gen Zimmerdecke schweben lässt – that’s Metal!
Auch das rockig-zurückgenommene ‘We Were Not Alone’ hat Underground-Hitpotenzial, ebenso ‘Black Easter’ mit seinem widerborstigen Leadriff und die schwarzmetallisch gefärbte Klassenummer ‘Ageless Rites’. ‘In Time’ hingegen, die erste Single, erinnert an ‘Beast Of Fire’ vom ‘Crimen…’-Vorgänger, ohne dessen Klasse zu erreichen. Und ‘Our Roads Must Never Cross’ ist MERCYFUL FATE pur – nur halt zwei Ligen tiefer. Mit dem abschließenden Neunminüter ‘Lily’ knüpfen PORTRAIT hingegen auf angenehme Art an ‘The Adversary’ vom Debüt und ‘Der Todesking’ vom Vorgänger an. Akustikgitarren-Intro, epische Melodieführung, die Black Horsemen lassen aus der Ferne grüßen.
Fazit: PORTRAIT haben die Kreuzung mit minimalen Dellen gemeistert. Es müsste schon mit dem Leibhaftigen zugehen, wenn ‘Crossroads’ keinen Karrieresprung für die Band bedeuten sollte.
(8 Punkte)