Bands der StundeMeilensteine

LEVIATHAN


Es war zu Beginn der – im Nachhinein ganz und gar – glorreichen 90er, als eine CD über den Atlantik kam und einem kleinen Kreis von Undergroundlern begegnete, die das Interesse an der Band urplötzlich nach oben schnellen ließ. Auf dieser ersten Begegnung gab es auf weit über zwanzig Minuten wunderbaren progressiven Metal der Ecke QUEENSRYCHE, FATES WARNING und HEIR APPARENT zu entdecken und umgehend nur zu lieben. Jeglicher Vergleich zu DREAM THEATER war damals, wie auch heute, vollkommen gehaltlos.

“Despair now waits behind my eyes, on my own I´ll chosen path, you can´t see the pain I feel, then you shall feel my wrath. As once I walked among you, so now you live in fear, scatter like leaves before me, when you sense that I am near.”

Ein schlichter Hintergrund, der das wellige Meer, aber im trüben grün, andeutete und davor ein zackiger Schriftzug, dessen Buchstaben den Namen LEVIATHAN offenbarten. LEVIATHAN ist die Bezeichnung für ein altertümliches Seeungeheuer, doch das Monstrum sollte erst auf dem ersten Full-Length-Debüt dem Betrachter entgegen blicken. Die CD-Hülle, bis heute ziemlich einmalig in der Sammlung, enthielt nur das Booklet und die CD selber, für eine Traycard, hinten in der CD-Hülle, war die Hülle noch nicht mal ausgelegt.

“At night you´re filled with terror, your death is close at hand, I am a living horror, forever alone I stand, Leviathan, Leviathan, Leviathan.

Diese EP war im Winter 1991/1992 eines der Highlights und lief wohl, falls die Erinnerungen nicht allzu verblasst sind, an den letzten Tages des Jahres 1991 rauf und runter. Allein `To Roads To Nowhere`, ein Lied das balladesk beginnt und dann plötzlich in seiner vollen melodischen Prog-Metal-Pracht erblüht („I`ve walked the road that leads to nowhere, I`ve walked among the dead, If you try the easy path, you will walk with me and hang your head, if your burning eyes under blackened skies, should see the path I`ve tread, you`d touch on your mortality, and die a wiser man instead, two roads that lead to nowhere“), lässt den Hörer beglückt zurück.

Doch die Geschichte begann einstmals 1989 in Colorado (USA), als die beiden Gitarristen Ronnie Skeen und Steve Fugate mit dem Sänger Tom Braden die Band gegründet hatten. Schlagzeuger Ty Tammeus und Bassist James Escobedo kamen hinzu, doch kurz vor den Aufnahmen zur EP ersetzte John Lutzow, der die Band bis heute am Leben hält, den Gitarristen Steve Fugate.

Das Full-Length-Debüt `Deepest Secrets Beneath` wurde dann in 1993 mit dem neuen Sänger Jack Aragon aufgenommen. Die Fans waren entzückt, überhaupt aufgrund der Tatsache, dass es die Band tatsächlich noch gab und nun endlich ein vollständiges Album zu genießen gab. LEVIATHAN hatten sich zudem musikalisch weiterentwickelt, doch trotz dessen, wurde die Band anschließend kurzfristig auf Eis gelegt.

Mit dem Sänger Jeff Ward, Bassisten Derek Blake und Drummer Trevor Helfer begann glücklicherweise ein neuer Anlauf für LEVIATHAN. In dieser Besetzung neu gestärkt, gelang der Band auf einem etwas größeren europäischen Label tatsächlich sogar ein kleiner Erfolg, der den Bekanntheitsgrad in der Metal-Gemeinde wohl auf sein bedeutendstes Level hievte. Mit mehr Keyboard-Einsatz und weiträumigerem Songwriting bewies 1996 das Album `Riddles, Questions, Poetry, and Outrage` noch mehr die Fähigkeiten der Band als große Songwriter.

Und ohne große Pause wurde sogar `Scoring The Chapters`, ein grandioses Statement progressiv metallener Kunst, nachgeschoben. Doch hernach war wohl irgendwie die Luft, aus dem Monster LEVIATHAN, draußen. Die Band löste sich 1998 auf.

Erst drei Jahre später fanden John Lutzow und der Bassist Derek Blake wieder unter dem Banner BRAVER SINCE THEN – ein Projekt, das die musikalische Findungsphase der beiden in den nächsten Jahren bestimmen sollte – zusammen. Als Jahre später Drummer Trevor Helfer vor der Tür stand und sogar Jeff Ward an das Mikro zurückkam, war ein Comeback von LEVIATHAN nicht mehr zu verhindern. Das Ergebnis lag 2011 mit ` At Long Last, Progress Stopped To Follow` vor und stellte die Fans zumindest etwas zufrieden. Doch trotz der sich anschließenden ersten Europa-Reise, hätten die Wenigstens mit weiteren Großtaten gerechnet. Aber John Lutzow hat die Freude am Musizieren allem Anschein nach vollends wieder gewonnen und in den letzten Jahren nebenbei mit `Beholden To Nothing, Braver Since Then` eines der wohl besten Alben dieser erhabenen und melancholisch progressiven Stilrichtung komponiert, das in diesen Tagen offiziell erscheint. Das ist Musik für die Seele, die mit großen Emotionen und überbordender Strahlkraft ausgestattet ist.

LEVIATHAN ist der ARTIST OF THE MONTH. `Beholden To Nothing, Braver Since Then` ist ein Manifest für die Zukunft.

 

Diskographie:

1991: `Leviathan` EP
1994: `Deepest Secrets Beneath`
1996: `Riddles, Questions, Poetry, & Outrage`
1997: `Scoring The Chapters`
2010: `Leviathan Resurrected` Live
2010: `Deepest Secrets Beneath & Leviathan EP` Compil.
2011: `At Long Last, Progress Stopped To Follow´
2014: `Beholden To Nothing, Braver Since Then`

 

 

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