WARDRUM – Messenger
~ 2013 (Steel Gallery Records) – Stil: Melodic-Metal ~
Das Jahr 2013 schleicht davon und hat doch noch einige geheime Vermächtnisse hinterlassen. Die reichen Schätze des Jahres 2013 gilt es zu bergen und Stückchen für Stückchen abzutragen. WARDRUM sind solch ein Schatz, der sich mit dem Release des dritten Albums beim legendären griechischen Label “Steel Gallery Records” etwas versteckt hat. Doch spätestens jetzt gilt es, ihn zu erschließen, ihn ans Licht der Öffentlichkeit zu tragen, damit er im eigenen Glanze strahlend bis in die weite Ferne sichtbar wird.
Die erst seit über drei Jahren bestehende Band aus Thessaloniki hat nun schon zum zweiten Mal hintereinander ein superbes Werk abgeliefert und daran hat Sänger Yannis Papadopoulos (ex-CROSSWIND), der seit dem letzten Album dabei ist und wie der bärtige Bruder von Tobias Sammet aussieht, einen nicht gerade geringen Anteil. Die übrigen Mitglieder waren früher alle einmal bei HORIZON`S END, einer eher progressiven Metal Kapelle, doch vielleicht ist gerade dieser Hintergrund für solch eine künstlerische Leistung verantwortlich. Natürlich ist die Nähe zum US Metal und seiner progressiven Ader (QUEENSRYCHE, CRIMSON GLORY) allein durch den Gesang von Papadopoulos vorgegeben, doch musikalisch liegen WARDRUM dem klassischen Heavy Metal viel näher. Zuweilen werden WARDRUM als Power Metal gepriesen, doch wer echten Power Metal – und keineswegs heutigen Euro Metal – meint, sollte auch von der Kraft und Härte umgeblasen werden. WARDRUM sind jedoch allein aufgrund ihrer äußerst melodischen Ader als Melodic-Metal zu begreifen und diesen zelebrieren sie in solch einer Perfektion, die anderswo eher selten anzutreffen ist. Hier gibt es keinerlei „Ein-Wort“- oder gar „Ein-Zeilen“-Refrains, sondern noch wirklich ausgefeilte Lyrics, die selbst den Connaisseur auf Dauer nicht ganz so schnell langweilen werden. Das man dem Songmaterial trotzdem nicht unzählige Umdrehungen widmen muss, um erst daran Gefallen zu finden, liegt eindeutig am bärenstarken Sänger Yannis, der zwischen Roy Sætre Khantatat – besser bekannt als Roy Khan (CONCEPTION, KAMELOT) – und Shawn Ames (LORD BANE) gefühlvoll seine äußerst brillanten Melodylines über die mächtig vielen Songs – gar 14 an der Zahl – legt. Und trotz der Masse an Songs, gibt es kaum Qualitätsverluste zu beklagen. Fast durchgehend können WARDRUM bis zum Schluss ein herausragendes Niveau halten.
Zudem schaffen es kaum andere Bands ihre Musik so melodisch zu gestalten, ohne dass sie dabei jemals cheesy klingen. Vom Album-Opener `Shelter` („Eyes of fire, pathways that gleam, life’s a deal I’m taking over, row by row I break through the stream, with needs that scream over and over, dreams are shelter to your hope, plain reality’s my dream”) über den Schon-Jetzt-Klassiker `Lady Jane Grey` („Watch it Lady Jane Grey, this might be a trap, there’s no word of honor there’s no turning back, hungry dogs of power always pull these strings, watch it Lady Jane Grey, they can only with, they only win“) und das große `Vengeance ` („Every step you take I follow, every move you make, I will feel no sorrow when I see you beg, I’ve been waiting so long, fate’s not always fair, but revenge is sweeter than life ever was“) und und und … Nicht nur große Songs gibt es zu entdecken, nein, hier wurden nur ganz große Songs der Nachwelt hinterlassen. Und zum Abschluss erklingt noch ein rhythmisch-folkiges Lied, bei dem Sänger Yannis Papadopoulos sich noch einmal im Vordergrund von seiner besten Seite präsentieren kann.
Der Connaisseur versinkt im Boden. Die Emotionen sind gar zu überschwänglich, alles verschwimmt vor den Augen, alles löst sich auf. Alle Liebhaber, ja, alle Liebhaber guter Hard-n-Heavy-Musik dürfen dieses Stück Musikgeschichte nicht verpassen. Ein Juwel.
(9 Punkte)