Livehaftig

KNOCK OUT FESTIVAL 2013

14.12.2013, Karlsruhe, Europahalle


Inzwischen hat sich das Knock Out Festival als festen Event zum Jahresende und kurz vor Weihnachten etablieren können. Und so war auch die sechste Ausgabe dieses, laut Veranstalter größten Heavy Metal Indoor Festival Europas, mit einem recht wertigen Line up angetreten um das Jahr würdig zu beenden. 6000 Fans fanden sich in der Europahalle ein- ganz knapp vor einem offiziellen Sold out. Wie schon in den Vorjahren sind die Anwesenden eher der Mainstream-Metal-Kientel zu zuordnen und in absoluter Feierlaune.Wie gewohnt stand auch wieder Bernhard Weiß (AXXIS) dem Event zur Verfügung und moderierte souverän (und manchmal mit Kalauern) die Bands an und informierte auch wieder über Lady`s Voice und ihrer Spendenaktion.

Pünktlich um 17 Uhr stand auch schon die erste Band auf der Bühne. In diesem Falle KISSIN`DYNAMITE, die ein Fast-schon-Heimspiel zu absolvieren hatten. Vom ersten Ton an hatte das Quintett um Fronter Johannes Braun die schon gut gefühlte Halle in Griff. Mit ihrem eingängigen Sleaze-Glam Rock mit hoher Refraindichte, war umgehend Stimmung. Bewegungsfreudig, äußerst agil nutzte man die große Bühne, einzig der relativ leise und matschige Sound vermieste die Stimmung. Die Fans störte dies komischerweise recht wenig und die Band ließ sich auch nicht viel anmerken und lieferte gutes Metal Entertainment.

Selbst der Bandmanager musste für einen heißen Ritt von Gitarrist Jim Müller herhalten. AC/DC-mäßig hüpfte und rannte dieser mit einem riffenden Jim auf der Schulter über die Bühne. Das Gros der Songs stammte vom letzten Album `Money, Sex & Power` und wurde gut angenommen. KISSIN`DYNAMITE waren ein erstklassiger Anheizer, der eigentlich nur durch den miesen Sound ausgebremst wurde. Knappe 30 Minuten Spielzeit stand man den Jungs zu, die diese konsequent nutzten!

Nach einer kurzen Umbaupause standen die Lokalmatadoren PINK CREAM 69 auf der Bühne und kämpften ebenfalls mit einem schwammigen, sehr undifferenzierten, leisen Sound. Man konnte annehmen, dass jetzt eine Qualitative Steigerung anstand und wurde mehr oder weniger enttäuscht. Die Halle stand nicht Kopf, man wurde eines besseren belehrt. Die ersten beiden Songs `Keep Your Eye On The Twisted` und `Hell`s Gone Crazy` kamen nur in den ersten Reihen an. Erst mit Klassikern wie `Talk To The Moon`, `Do You Like It Like That` oder `Living My Live For You` konnte man auch den hinteren Teil der Halle endlich ansprechen. Das hatte Gründe. Sänger David Readman konnte mit der guten technischen Leistung seiner Bandkollegen Alfred Kofler (G) und Kosta Zafirou (Dr) nicht mithalten. Sein Gesang war deutlich zu gleichförmig und irgendwie gelangweilt. Das galt im nachhinein für die ganze Band, die recht leidenschaftslos und unmotiviert ihr Programm „runterspulte“, leider. Wenn man schon so eine große Bühne hat, sollte man diese wenigstens ein bisschen nutzen und nicht wie angewachsen auf seinem Platz stehen. Alles in allem ein sehr ernüchternder Auftritt, der dennoch von den breiten Fanmasse angenommen wurde.

Extrem wundern musste man sich über die Positionierung der nächsten Band im Billing: LORDI. Die Horror-Schock Metaller aus Finnland mussten vor SALTATIO MORTIS auf die Bühne, was niemand so richtig verstand.

LORDI hatten eine Stunde Spielzeit zur Verfügung und in dieser lieferten die Finnen eine von ihnen erwartete amtliche Show mit allerlei Effekten und Einlagen. Man lieferte Songs vom kompletten Backkatalog und untermalte diese mit einen effektiven Lightshow und verschiedenen Outfits sowie Einlagen a la Weihnachtsmann Verkleidung, Give aways etc. Höhepunkte gab es wohl für die nach Metalparty gierenden Anwesenden genug.

Denn nicht selten stieg der Lärmpegel und die Gesangseinlagen bei Songs wie `Hard Rock Hallelujah`, `Would You Love A Monsterman?` oder `Get Heavy` enorm an. LORDI lieferten lupenreines Horror-Monster-Metal Entertainment und die Fans nahmen dies dankbar an. Die Stimmung war enorm, muß man ehrlicherweise zugeben. Aber auch hier war der Sound nur suboptimal- sprich leise und wenig transparent.

Mit SALTATIO MORTIS kam dann die Band, die eigentlich überhaupt nicht in das Festival Line up gepasst hatte. Aber wie schon in den Vorjahren u.a. mit IN EXTREMO, wollte man wohl ein Kontrastprogramm fahren. Wir gingen während dieses Mittelalter-Generves was trinken und bekamen eigentlich nur viel Geschwätz und leicht politisch angehauchte Statements mit. Den Leuten schien es zu gefallen, wir haben es verflucht!

Zu DORO, die die Co-Headliner Position inne hatte, waren wir wieder am Start. Denn die immer gutgelaunte Blondine und ihre souveräne Backing Band sind ein Garant für erstklassiges Metal Entertainment. Sicher, DORO spielt unendlich viel und oft in Deutschland, aber in Anbetracht ihres 30-jährigen Jubiläums spricht das für die Nachhaltigkeit ihrer Musik. DORO lieferte einen feinen Best-of Set ab, der viele ihrer Klassiker beinhaltete und bei vielen der Stücke sangen die Metalheads weitgehendst mit. Ist ja auch kein Wunder, hat DORO doch einige echte Mitgröhl-Klassiker in ihrem Repertoire. Band und die Grande Madame des Metals, nutzen die großflächige Bühne sehr aus und waren konstant am wuseln.

Man ballerte gleich zu Beginn knallige, sehr metallische Versionen von Klassikern wie `Earthshaker Rock`, `I Rule The Ruins`, `Burning The Witches` oder eine neuere, krachende Nummer wie `Rock Till Death` ins Publikum, das DORO geradezu aus der Hand fraß. Die Spiellaune der Band war enorm und dies manifestierte sich in einer durchweg großartigen Performance in der DORO auch immer wieder mit den Fans kommunizierte. Dass DORO immer und immer wieder die JUDAS PRIEST Coverversion `Breaking The Law` live spielt, mag viele freuen, ich bin allerdings der Meinung, dass DORO genug eigene, hervorragende Songs geschrieben hat, die einen ähnlichen Effekt live erzielen würden. Wie dem auch sei, den Track würde ich endlich aus dem Liveprogramm kicken. Neben den erwähnten härteren Stücken kamen auch die klassischen DORO Balladen wie `Für Immer` oder `Ich Will Alles` zum Zuge. Die Fans nahmen auch dies äußerst dankbar an. Bei `All We Are` ging dann vollends die Post ab und die Anwesenden gröhlten diese Hymne in brachialer Lautstärke.

Mit Bas Maas und Luca Princiotta hat DORO ein echt souveränes Gitarrendouble, das mächtig Gas gibt. Gerade Bas ist ein Poser in positivem Sinne, der für die Bühne lebt. Basser Nick Douglas ist ebenfalls eine echte Rampensau und auch immer in Bewegung. An den Drums kann mit Johnny Dee eh nix verrutschen. Er war auch in Karlsruhe der perfekte Taktgeber mit seinem kraftvollen Spiel. DORO selbst war stimmlich absolut sicher und hatte zudem echt exzellente Laune bei solch einem enthusiastischen Publikum. Zwar war der Sound bei DORO geringfügig besser, aber gut ist dennoch anders. Das ist aber auch schon das einzig negative an diesem Gig, den DORO und Co. hier abgeliefert hatten.

SABATON sind die Band der Stunde. Viele finden sie inzwischen sogar überpräsent, überbewertet und Dummgeschwätzt bezüglich der Schweden ist inzwischen an der Tagesordnung. Fair ist anders. SABATON wurden mitnichten in diese Position gehieft, sie haben sich diesen Status durch ausgiebiges touren durch die miesesten Clubs Europas redlich verdient. Ihre Ausdauer hat sich ausgezahlt und ihre Alben verkaufen sich blendend. Sicher kann man über den aufgeblasenen Sound streiten. Und sicher kann man über ihre Songs hervorragend diskutieren, denn was wirklich Neues liefern die Jungs nicht. Aber das was sie liefern hat Eier und ist ganz großes Metal Entertainment. So waren die Schweden noch nicht einmal auf der Bühne als das „Noch Ein Bier“- Geschrei aus den Fanreihen losging.

Was dann kam war ein wahrer Triumphzug der Schweden, die zwar einen deutlich lauteren Sound hatten, der jedoch auch nicht perfekt war. Schon der Einstieg mit dem obligatorischen Intro `The Final Countdown/The March To War` mit dem man in die Powerhymne `Ghost Divison` überging machte klar, was man zu erwarten hatte: Eine Band die vor Spielgeilheit nur so glühte und ackerte was das Zeug hielt. Allen voran Joakim Broden und Basser Pär Sundstörm. Der Gig glich einem Best-of Set und selbst ein `Screaming Eagles`, welches eher selten live gespielt wird, fand den Weg in die Setlist. SABATON waren ein würdiger Headliner.

Die Fans waren am rasen und ihre „Noch ein Bier“ Forderungen waren in den Übergängen von Song zu Song nicht zu überhören. Hierausfolgend mußte Fronter Brodén öfters mal ein Bier exen. In diesem Zusammenhang wurde `Gott Mit Uns` in eine „Noch ein Bier“ Version umgewandelt. Ansonsten lieferte man Hymnen wie `The Art Of War`, `Metal Crüe`, `Attero Dominatus` oder `Carolus Rex`. Die Schweden gaben den Leuten exakt das wonach diese gierten und so verlies die Band trotz ausgiebigem Zugabenblock unter tosendem Geschrei die Bühne und beendeten einen unterhaltsamen Abend.

Bemängeln muß man den durchweg miesen Sound bei allen Bands und die geringe Lautstärke, die man dem Vranstalter wohl Amteswege auferlegte. Unangenehm fielen leider auch die deutlich zu vielen Besoffenen auf, was auch kein Wunder darstellt, wenn man in karaffenähnlichen Plastikbechern Bier ausschenkt. Ansonsten kann man nicht viel Klagen über das Indoor Festival, bei dem sich die Veranstalter bemühen alles richtig zu machen, was auch im Großen und Ganzen gelingt. Für 2014 hat man bisher folgende Bands für das Knock Out Festival bestätigt: UNISONIC und GOTTHARD

 

Pink Cream 69 -Thomas Haberer / Alles andere sowie Fotos: Jürgen Tschamler

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