AVATARIUM – Avatarium
~ 2013 (Nuclear Blast) – Stil: Doom/ClassicRock ~
Nachdem Leif Edling vor nicht allzu langer Zeit den Abschied – zumindest hinsichtlich weiterer Studio-Veröffentlichungen – von CANDLEMASS verkündet hat, konnte man annehmen, dass er sich nun noch mehr seinem weiteren Band-Projekt KRUX widmen würde. Doch aus einer Partylaune heraus wurde AVATARIUM gegründet, die mit dem Gitarristen Marcus Jidell (EVERGREY), Keyboarder Carl Westholm (CANDLEMASS) und dem Schlagzeuger Lard Sköld (TIAMAT) letztlich recht prominent besetzt worden ist. Meist ist aber der entscheidende Faktor, der über das Gelingen einer solchen Combo, die als langfristige Band ausgerichtet sein soll, entscheidet, die Besetzung des Gesangspostens. Und dieser ist mit der bisher nicht allzu sehr in Erscheinung getretenen Jennie-Ann Smith vorzüglich und äußerst famos besetzt.
Dass die Band mit diesem Stil – und auch noch dem Einsatz einer Frontlady – in der heutigen Zeit nicht allzu sehr nach all den Bands wie THE DEVIL`S BLOOD, BLOOD CEREMONY oder auch JESS AND THE ANCIENT ONES klingt, liegt natürlich an den hervorragenden songwriterischen Fähigkeiten eines Leif Edling, der das Album innerhalb eines ¾ Jahres allein geschrieben hat. Der Einsatz des Keyboards mag zwar Erinnerungen an das alte Kult-Projekt ABSTRAKT ALGEBRA aufkommen lassen, doch diese spielen hier letztlich eine untergeordnete Rolle. Zudem ist das Songmaterial nicht entsprechend progressiv ausgerichtet und streckt seine Fühler innerhalb des zu erwartenden Sound-Kosmos eher Richtung 60s/70s aus. Würden nicht die düsteren Rhythmen und fetten Gitarrenklänge gerade im unfassbaren Eröffnungssong `Moonhorse` – in dem Marcus Jidell ein überirdisches Solo á la LAZULI abliefert – und im ansonsten fast balladesken und glanzvollen `Lady In The Lamp´ („Lady in the lamp, trapped inside a prison make of glass, gives her little dance in, the necromancer´s hand, lady in the lamp“) erklingen, man könnte hier auch von Folk-Rock-Songs reden.
Und eben in diesen Momenten kann Jennie-Ann Smith ihre ganz große Klasse beweisen, da wird es herzergreifend und bewegend. Wenn sie dann, wie in der Bridge von `Pandora´s Egg`, noch in hohen Tonlagen singt, könnte man sie in ihrer Phrasierung gar mit einer jugendlichen JUTTA WEINHOLD vergleichen. Ansonsten sind jegliche Vergleiche mit anderen Metal-Queens eher unangebracht, da Jennie-Ann Smith keineswegs mit diesem meist eher etwas raueren Gesang dieser gesegnet ist. `Boneflower` und `Pandora´s Egg` bewegen sich dann in gewohnten bzw. zu erwartenden Regionen, während gerade `Bird Of Prey` und auch `Tides Of Telepathy` („Tides of telepathy, wave after wave, psychic technology, who are you, ancient machinery, pulses released, goes through time, airwaves, psychic war“) als weitere außergewöhnliche Songs genannt werden müssen. Wenn Leif Edling weiterhin Songs auf solch einem großartigen Niveau abliefert und dazu die entzückende Jennie-Ann Smith singen darf, nehmen wir gerne noch viele weitere Alben von AVATARIUM in Zukunft entgegen.
(9 Punkte)