INNER SIEGE – Kingdom Of Shadows
~ 2012 (Roxx Records) – Stil: US Metal ~
Nachdem wohl alle aktuell das große True-Metal-Festival überlebt haben, kommen wir langsam wieder zum Hören von aktueller Musik zurück. Okay, ich gebe es zu, hier handelt es sich auch nicht um brandaktuelle Musik, aber die Musik ist viel zu gut, um nicht noch aus dem Dezember des letzten Jahres herüber gerettet und übergangen zu werden. Ein kleiner Tipp – von einem der Jungs dieser Boygroup vom Festival – brachte mich auf INNER SIEGE. Auf dem Heimflug nach Chicago kamen wir bei all dem Geschnatter und Getratsche mit den Stewardessen auch mal auf echte Musik zu sprechen und da ich dann noch meinen Weiterflug nach Kanada zu meinem Cousin vor mir hatte, bestand mein Handgepäck natürlich nicht aus 39 CDs, sondern es war diesmal etwas kleiner ausgefallen. Und da kamen wir zwischen dem Trinken, auf der Toilette rauchen wollen, aber dann doch lieber sein lassen, weil man nicht den Feueralarm auslösen und nicht noch in den Knast gehen will, auch auf guten US Metal zu sprechen. Ein paar getrocknete Pilze ließen den langen Flug jedenfalls wie auf Wolke Sieben-Dreiviertel schwebend erscheinen. Und zwischendurch habe ich dann nach Pilz eins und Pils drei auch mal in INNER SIEGE reingehört, um sie mittlerweile selber schnell gekauft und zuletzt rauf und runter gehört zu haben. Und wer meinem Beispiel folgen mag, der wird ein neues kleines Schätzchen seiner Sammlung einverleiben können. Ein superbes Power-Metal-Album mit einem überragenden Sänger. Die Leistung von Jeremy Ray ist gar nicht hoch genug zu bewerten, da er eigentlich jedes durchschnittliche Lied mit seinem gefühlvollen Gesang ein paar Stufen auf dem Qualitätsniveau nach oben hieven würde. Aber von schlechter Musik kann hier erst recht nicht gesprochen werden. Jeder Freund zwischen JACOBS DREAM und JUDAS PRIEST wird hier seine helle Begeisterung nicht verbergen können. Gerade bei einem Song wie ´Children Of Winter` werden die Gefühle über die gehörten Töne wie weiland bei David Taylor (JACOBS DREAM) rüber gebracht. Aber auch Fans solcher Vokalakrobaten, wie sie bei LETHAL und DEADLY BLESSING anzutreffen waren, müssen unbedingt INNER SIEGE hören. Die Musik an sich geht nicht unbedingt in die QUEENSRYCHE Richtung, sondern ist auch teilweise eher riffbetont, was wiederum die beiden Gitarristen Kevin Grose und J.L. Prater zu verantworten haben. Abwechslung ist auf jeden Fall vorhanden. Und wer glaubt, die Band hat nach dem Überflieger-Triple zu Beginn mit dem LETHAL-artigen `Fight On` („As long as there´s hope for tomorrow, I will not live in yesterday, as we face new horizons, we will fight on“), `Dragon Rider` und dem schon erwähnten ´Children Of Winter` sein Pulver verschossen, der irrt gewaltig. Bei `Control` ist zu Beginn der Gesang noch viel emotionsgeladener als bei allen Liedern zuvor und `Abuser ` („To wish upon a god, to wish upon a star, to wish upon something, I´ve never wished before, to get away from here, to run screaming out the door, I wish I was not beautiful anymore”) entpuppt sich als weiterer Höhepunkt einer Scheibe, die eigentlich nur aus solchen besteht. Bis zum abschließenden `Ultimate Sacrifice`, das sogar Freunden solcher neo-klassischen Bands wie MAGNITUDE 9 mehr als nur gefallen dürfte, zeigen alle Daumen nach oben. Doch dann ging plötzlich doch der Feueralarm auf der Bordtoilette an, was für ein Aufruhr, was für eine Aufregung. Panik, Hektik, was dann halt alles so ausbricht, und dies alles hoch über den Wolken. Hat sich doch tatsächlich ein Passagier noch zu diesem quartzigen Fehler hinreißen lassen. Wer nicht auch einen Fehler begehen will, sollte sich dringendst mit INNER SIEGE beschäftigen.
(9 Punkte)