JESS AND THE ANCIENT ONES – Jess And The Ancient Ones
~ 2012 (Svart/Cargo Records) – Stil: Okkult Rock ~
Luzifer – in der Antike stellvertretend für den Planeten Venus; in der römischen Mythologie als Sohn der Göttin der Morgenröte erscheinend – steht lateinisch für Lichtbringer. „Morningstar … Lucifer … Lucifer … Lucifer “, so endet das Album von JESS AND THE ANCIENT ONES und ist für jeden Fan des Okkult-Rock, aber auch des 70s Rock ein kleines Festmahl. Vordergründig werden die Finnen mit ihrer Sängerin Jess natürlich gleich allen anderen, den okkulten satanischen Riten verfallenen Bands (THE DEVIL´S BLOOD, BLOOD CEREMONY oder auch JEX THOTH) gleichgestellt, aber letztlich sind JESS AND THE ANCIENT ONES etwas anders geartet.
Die üblichen Verdächtigen wie ROKY ERICKSON, COVEN, WISHBONE ASH und BLACK SABBATH müssen natürlich auch als Zutaten zur musikalischen Masse im satanischen Schmelztiegel genannt werden. Selbst erläutern sie aber noch ihre musikalischen Einflüsse anhand von UFO, IRON MAIDEN, MERCYFUL FATE, NEIL YOUNG und LED ZEPPELIN. Über diesem musikalisch brutzelnden Tiegel besingt Jess geradezu verschwörerisch ihre Visionen, ihre Träume, all ihrer Erlebnisse mit böser und guter Magie zwischen Himmel und Hölle. Und am Ende, im schon zitierten `Come Crimson Death`, kommt der Teufel und heißt den göttlichen Tod willkommen. „Silence Above, Silence Below/ Eternal Waves, Carry Me Home/ Rainbow´s Gold I Leave Behind/ As I Welcome The Death Divine“, während Jess nach Luzifer schreit.
Gerade die jeweiligen letzten Stücke auf beiden Seiten der LP-Version des Albums (`Come Crimson Death` und `Sulfur Giants`) sind wahre Epen und die Höhepunkte der gesamten Scheibe. `Come Crimson Death` ist das Meisterstück ganz am Ende. `Sulfur Giants` hingegen erinnert zu Beginn gar an PINK FLOYDs `The Great Gig In The Sky` und lässt dann leichtes LED ZEPPELIN Feeling in der Art von HEART aufkommen. Jess singt dabei oft wie Sänger oder Sängerinnen aus progressiven Bands, die versuchen über der vorgegebenen Melodie ihre Linie zu finden; so werden hier gesanglich gar Erinnerungen an die deutschen Prog-Metaller von BATTLEFIELD wach. Die Gitarrenarmada mit drei Gitarristen um Thomas Corpse (Leadgitarre), Thomas Fiend (Leadgitarre) und Von Stroh (Rhythmusgitarre) ist dabei nicht unbedingt als solche herauszuhören.
Ganz aus der musikalischen Reihe des satanischen Schmelztiegels fällt noch `The Devil (In G-Minor)`. Eher in der Tradition amerikanischer Songwriter wie RANDY NEWMAN oder auch BOB DYLAN, kann Jess bei Klavier und Gitarrenbegleitung ihre stimmlichen Qualitäten voll ausspielen. In dieser Form zeigen JESS AND THE ANCIENT ONES ihren zusammen gebrauten Stil in ihrem eigenen mit satanischen Ritualen durchzogenen Universum auf sehr vielfältig Art und Weise. All die angesprochenen Einflüsse, in Verbindung mit Jess´ Gesangsdarbietung, offerieren uns – mit oder ohne Lucifer, dem Lichtbringer – eine wunderbare Retro-Rock Band mit eigenen Erkennungsmerkmalen. „Und es ward ausgeworfen der große Drache, die alte Schlange, die da heißt der Teufel und Satanas, der die ganze Welt verführt, und ward geworfen auf die Erde, und seine Engel wurden auch dahin geworfen.“ (Offenbarung 12:9)
(8 Punkte)