HIT THE GROUND RUNNIN´ – Control Yourself
(Smash Records 2000)
Unsere Reise geht weiter, heute allerdings weniger exotisch was die Herkunft betrifft und musikalisch weg vom 70er Rock zum relativ jungen AOR. Die Amis HIT THE GROUND RUNNIN` sind, um es mal so auszurücken, traurige Gestalten. Traurig in Hinblick auf den Erfolg, der eigentlich hätte kommen müssen. Schon auf ihrem in sehr kleiner Auflage erschienenen 89er Debut `Sudden Impact´ (das man getrost bei einem erzielten Preis von über 1900 US$ zu den teuersten AOR-Raritäten zählen kann) war alles vertreten, was eine gute AOR-Scheibe ausmacht-Tolle Melodien, eine gesunde Portion Härte und ein Sänger mit genügend Dreck in der Stimme. Lag es am ungewöhnlichen Namen, an der Zeit oder an der Band selbst? (Es wurde immer wieder behauptet, das die Band ein reines Hobby der Mitglieder war/ist, was auch die großen zeitlichen Abstände zwischen den Alben erklären könnte.) Man weiß es nicht und wird es wohl auch nie nachvollziehen können. 11 Jahre nach dem Debut folgte ´Control Yourself´, das noch immer in meiner AOR Top Twenty vertreten ist. Und wieder nur in einer relativ kleinen Auflage, die dementsprechend auch schnell weg war. Es wäre an der Zeit, das sich eines der relevanten Label der Scheiben annimmt. HIT THE GROUND RUNNIN´ sind dem härteren AOR/Melodicrock zuzuordnen, weitab von Bands wie beispielsweise DAKOTA. Am ehesten ist die Truppe noch mit KOOGA, MINDSTORM und frühen SURVIVOR zu vergleichen. Die auf ´Control Yourself´zu hörenden Tracks waren ursprünglich Demoaufnahmen von 1990, und waren zur Vorlage bei Polygram gedacht, die ein Angebot unterbreiten wollten. Aufgrund diverser Probleme kam es nie zu dem Deal. 10 Jahre später wurden 11 von insgesamt 20 aufgenommenen Songs von diversen Tapes gemastert und auf diesem Album veröffentlicht. 2007 folgte ein weiteres Album und die Band scheint wieder aktiv zu sein, zudem wurde der Song ´Over And Over´ vom Debut in dem aktuellen Film `Ted´verwendet.
Der Opener und gleichzeitige Titeltrack beginnt mit einem prägnanten Riff, dezent von absolut passenden Keyboardklängen unterlegt. Sänger Blair Rumsay zeigt auch gleich wo der Hammer hängt. Ein absoluter Ohrwurm. ´Back Again´ setzt aber noch einen drauf, ein unglaublich tolles Stück AOR, absolut perfekt. In den 80´ern wäre dieser Song ein absoluter Erfolgsgarant gewesen. Weiter geht’s mit ´Shanghiad´(so stehts jedenfalls auf dem Cover), das nicht ganz gegen die ersten zwei Tracks ankommt, was aber auch schwierig ist. Geboten wird guter AOR, im Refrain etwas kitschig, aber das gehört zu AOR auch ab und an dazu. Ein Album dieser Richtung ohne Ballade wäre wie das Oktoberfest ohne Bier. `Lost´ übernimmt diese Aufgabe und kann trotz des etwas cheesigen Beginns überzeugen. ´Still Life Lover´ könnte auch von SURVIVOR stammen, grandios. Kann sich noch wer an die Skandinavier SKAGARACK erinnern? ´Born To Be With You´ könnte auch von dieser Truppe stammen, trotzdem bewahren sich HIT THE GROUND RUNNIN´ hier ihre Eigenständigkeit. Abgerundet wird der Song durch ein kurzes, aber knackiges Gitarrensolo. Trotz des Titels ist ´Pain´ein recht fröhlicher Song mit allen Trademarks eines gelungenen AOR Songs und einem Killerrefrain, der absolut in den Kontext des Albums passt. ´Holding On´ wäre ebenfalls ein Erfolgsgarant gewesen-Catchy Refrain und tolle Hooks. ´I.C.U.´ ist gitarrentechnisch wohl der härteste Track des Albums. Auch setzt hier Blair Rumsay gesangstechnish nochmal einen drauf. Ein Knaller. Der vorletzte Track ist ein groovender Rocker, treibend, mit tollen Leads. Nur der Refrain von ´Dirty Girl´ist nicht so gelungen, darum stellt der Song auch ingesamt des Schwachpunkt der Scheibe dar. Den Abschluss des Albums bildet ´ Surrounded By Fire´, ein gelungener Track, der das Album würdig beendet. Eigentlich sollte wirklich jeder, der sich auch nur im Entferntesten für Rockmusik interessiert, diese Scheibe im Schrank haben. Leider sind dazu zwei Hindernisse zu überwinden. Zum Einen taucht die CD so gut wie gar nicht auf, (in den letzten 12 Monaten wurde gerade mal ein Exemplar zum Verkauf angeboten) zum Anderen werden Preise verlangt, das einem übel wird. Für die einzige, aktuell von mir gefundene CD werden knapp 500,-€ aufgerufen. Normal dürfte aber ein Preis von ca. 90,-€ sein.