MeilensteineVergessene Juwelen

FRANK MARINO – The Power Of Rock’n’Roll

~ (1981 CBS/Columbia) – Stil: Hard Rock ~


Für alle, denen der Name nichts sagt ein kurzer Abriss: Kanadischer Gitarrengott. Fing Anfang der 70er als einer der Gitarristen an, die das Erbe von Hendrix weitertrugen und teilweise anfänglich noch stark den Meister kopierten. Das allerdings gut. (Die anderen zwei in der Liga sind Robin Trower und Uli Jon Roth). Mit Mahogany Rush dann ein paar typische 70er-Alben zwischen Blues und Heavy Rock (mal mehr, mal weniger gut) abgeliefert. Um dann plötzlich mit einem Schlag in den 80ern zu landen: JEDER, der sich nur im entferntesten für harten Rock, Metal oder sonstigen Gitarrenkram interessiert, sollte wirklich diese Platte kennen!!!! Ach was: MÜSSEN!!!

Habe mir das Album auch damals Anfang 81 als kleiner Rotzer in der aufkeimenden NWoBHM nur aufgrund des grenzgenialen Covers gekauft – und eigentlich seither mit dem Ohrenschlackern nicht mehr aufgehört. Es sind in den letzten 31 Jahren bestimmt keine zwei Monate vergangen, in denen ich nicht zumindest ´Ain’t Dead Yet´ 2-3 mal gehört habe. Auf voller Lauststärke. Dieser Song allein reicht oftmals aus, um mich in mieser Depri-Stimmung sofort wieder zu einem glücklichen Menschen zu machen.

Die ganze Platte ist ja eigentlich ein einziges Gitarrensolo, um das 8 Songs “herumkomponiert” wurden (Höchstwahrscheinlich nicht, aber es könnte einem der Verdacht kommen… 🙂 . Keine Atempause! Wenn Mr. Marino nicht sowieso seine Gesangslinien mit Soli untermalt (oder nach den Gitarrenmelodien singt – je nach Standpunkt), wird sofort, wenn er die Backen hält, losgegniedelt was die Saiten hergeben. Durchgängig. Bis der Arzt kommt. Bis es qualmt, blitzt und rußt. Und das OHNE (!!!!) auch nur EINE SEKUNDE ZU NERVEN!!! Und darüber hinaus sind die Songs noch nicht mal Selbstzweck zum Schreddern, sondern bärenstarke Rocker vor dem Herrn. Alle 8!! Eine Platte für die einsame Insel (bei mir auf jeden Fall dabei).

Ende-70er-Hard Rock amerikanischer Prägung, aber mit mehr Dampf gespielt als bei der Konkurrenz. Ein paar Midtempo-Stampfer, etwas Rock’n’Roll-Flair, ein wenig bluesiger Shuffle, alles breitbeinig und mit geschwellter Brust dargeboten. Das Coverbild sagt eigentlich alles! Die ganze Veranstaltung gipfelt dann am Ende in besagten sechseinhalb Minuten vollkommenen Gitarrenwahnsinn namens ´Ain’t Dead Yet´. Ein sowas von nach vorne gehender Uptempo-Rocker für die Ewigkeit, ein abschließendes Solo-Feuerwerk (sogar mit Schlagzeugsolo in der Mitte), ein leuchtendes Fanal auf sechs Saiten – einfach nicht von dieser Wel!. Was Frank hier abbrennt, habe ich in all den Jahren eigentlich nirgendwo mehr besser gehört. Hey Malmsteen, Vai, Satriani, Eddie etc. – klar seid ihr geil, aber das hier, Jungs, das war (z. T.) vor Eurer Zeit. Und trotz schon recht heldenhafter und vor allem bahnbrechender Taten gerade von Eddie Van Halen versteige ich mich mal zur der Meinung, dass 1980/81 noch nicht mal er auf solch einem Niveau gezockt hat, was die Verbindung von Geschwindigkeit, Technik, Bluesfeeling und Rock’n’Roll-Räudigkeit angeht. Und auch keiner mehr danach. Diese Nummer ist der aurale Gitarrengott. Word. Kaufen! Hören! Lieben!

(CD Reissues sind nicht mehr regulär gelistet. Die Ausgabe, die 1998 von Black Rose Productions aufgelegt wurde, ist zwar mit sparsamem 4-Seiten Booklet, aber Coverdruck und Soundqualität gehen absolut in Ordnung. Checkt mal externe Händler bei Amazon oder eben ebay.)

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