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LOUISE PATRICIA CRANE – Netherworld

~ 2024 (Peculiar Doll Records) – Stil: Baroque Pop/Art Rock ~


Vier Jahre nach dem Debüt ´Deep Blue´ entführt uns Louise Patricia Crane wieder in ihre Parallelwelt. Sie erschafft Klanglandschaften und nimmt uns mit in den Wald und auf die Wiesen. Dort sind Vergangenheit und Gegenwart eins, die Tage sind sonnig als auch düster, die Natur ist gewaltig und unendlich groß, die von Menschenhand erschaffenen Räume sind eng und surrealistisch beklommen.

Die Multiinstrumentalistin spielt scheinbar alle Instrumente, vorrangig Gitarre und das Tasteninstrumentarium sowie ein E-Bow, erhält allerdings gleichsam Unterstützung von ihrem Co-Produzenten Jakko M. Jakszyk (KING CRIMSON) an der Gitarre, von Gary Husband (Allan Holdsworth, John McLaughlin, LEVEL 42) am Schlagzeug und Nick Beggs (KAJAGOOGOO, THE MUTE GODS) sowie Tony Levin (Peter Gabriel, John Lennon, KING CRIMSON) am Bass, von John Devine an den Uilleann Pipes sowie Shir-Ran Yinon an Violine/Geige.

 

 

Ihre Märchenwelt ist natürlich mit traditionellem und keltischem Folk gespickt, bisweilen in filmischer Breite, ohne in Gänze der Renaissance zu verfallen. Vielmehr taucht sie mit ihrer emotionalen und intimen Gesangsleistung gleichermaßen in die Welten von Kate Bush ein. Dementsprechend tönt der ´Dance With The Devil´ wie eine Mischung aus Loreena McKennitt und Kate Bush, der ´Long Kiss Goodnight´ wie Tori Amos im Schwebezustand.

Dazu trägt Louise Patricia Crane ihre selbstreflektierende und introspektive Lyrik vor, in der sie weit über das irdische Dasein hinausblickt. Insofern durchquert sie in ´Celestial Dust´ samt melodisch erlesenen Tonfolgen den Kosmos. Denn nicht erst das Klavier-Stück ´Little Ghost In The Room´ braust durch seine Gitarrenbegleitung in den kosmischen Weiten auf; während sich ´Toil And Trouble´ mit Akustikgitarre der progressiven Art und Weise hingibt, ´Lady Peregrine’s Concubine´ ganz den himmlischen Klängen und ´Bête Noire´ den epischen, betont ein ´Tiny Bard´, mit Ian Anderson (JETHRO TULL) an der Flöte, den Folk-Ansatz noch stärker.

Die Kompositionen entfliehen immer wieder dem Dämmerzustand, aus der Parallelwelt von Louise Patricia Crane in ein surrealistisches Spektakel. Möglicherweise fällt die Zuhörerschaft von ´Netherworld´ dabei in Trance, für weitere vier Jahre oder für immer.

(8,5 Punkte)

 

https://louisepatriciacrane.bandcamp.com/album/netherworld
https://www.facebook.com/louisepatriciacrane


Pic: Carrie Davenport