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KULT KOMPASS April 2024

Hallo Freunde der Nacht und der guten Musik,

wir sind schon wieder mit einem tollen Kompass am Start, haben Dutzende, kleiner Scherz, neue Kurzreviews verfasst und präsentieren sie Euch in alter Frische.

Die Monatsherrlichkeit darf natürlich auch nicht fehlen. Enjoy und Peace!

 

 

M o n a t s h e r r l i c h k e i t

 

 

 

Q u i c k – R e v i e w s

 

LEE AARON – Tattoo Me
2024 (Metalville/Rough Trade) – Stil: Hard Rock

Jetzt auch LEE AARON. Die kanadische Hard Rock-Queen hat mit ´Tattoo Me´ ein Cover-Album veröffentlicht. Gähn!? Nun ja, zumindest liefert sie nicht die Standard Cover, sondern hat sich schon ein paar Nummern vorgenommen, die man nicht schon Tausendmal vorgesetzt bekommen hat. Es fällt jedoch auf, dass LEE AARON und ihre Band sich deutlich an die Originalversionen halten und nur wenig abweichen bzw. ihre Versionen aufweichen oder einen Improvisationsansatz erkennen lassen.

Klar, durch die Stimme von Madame haben die Tracks eine andere Ausgangslage, überraschen aber generell recht wenig. Einige der Nummern sind recht gelungen, andere lassen einen bösen Schauer durch den Körper laufen. Auch wenn es als Fanboy schwerfällt, eine Nummer wie FLEETWOOD MACs ´Go Your Own Way´ hat Frau AARON geschrottet. Dafür hat sie überraschenderweise JETs ´Are You Gonna Be My Girl´ super veredelt! Auch HOLEs ´Malibu´ hat sie gut getroffen. Dafür ist HEARTs ´Even It Up´ fast ein Schuss ins Knie. Das Album wirkt in seiner Gesamtheit wie eine Achterbahnfahrt und dürfte kaum neue Fans anlocken. Wie immer, Cover-Alben bleiben Ansichtssache und sind eher ein Ding für Die-Hard-Fans, die etwas Geld über haben.

(ohne Wertung – Jürgen Tschamler) – https://www.facebook.com/LeeAaronMusic


BROK N FACE – Leave To Live
2024 (M&O Music) – Stil: Groove/Metal

BROK N FACE oder brokNface haben sich dem groovigen Metal verschrieben, so groovig, dass er schon beinahe durch den Hardcore schlendert.

Seit 2023, seit dem Jahr, in dem sie auch ihre erste EP veröffentlicht haben, versuchen sie der Welt zu beweisen, dass sie das Schönste aus althergebrachter Musik und neuen Formen dieser erschaffen haben.

Aus dem R&B haben sie sich den Groove und die Sensibilität gestohlen und aus dem Heavy Metal die Härte. Sie betonen allerdings, dass sie keinesfalls eine gewöhnliche Crossover-Formation sind, sondern etwas neues und besonderes. Für Crossover müsst ihr ja auch nur vor die Tür in die Straßen der Stadt gehen, bei brokNface gibt’s allerdings die frische Musik dazu.

(Michael Haifl) – https://www.facebook.com/brok.n.face


CHICHARRON – Estrella Tropical
2024 (Maaula Records) – Stil: Latin / Peruvian Chicha / Cumbia

CHICHARRON bestehen aus Sänger Antonin Cognet, Multiinstrumentalist und Sänger Hiram Muñoz, Bassist Farid Joneau und Schlagzeuger Grégoire Sanchez. Gemeinsam zelebrieren sie lateinamerikanische Musik.

Ihr neues Album ´Estrella Tropical´ enthält zehn Songs, die aus den verschiedensten Epochen stammen könnten.

Peruanischer Chicha und dominikanischer Merengue, afro-peruanische Töne und amazonische Folklore, all dies kombinieren CHICHARRON mit Progressive Rock aus den Sechziger- und Siebzigerjahren, mit massiven Orgelklängen, aber auch mit ordentlich Schmackes aus E-Gitarre sowie Fender Rhodes-Bass.

Diese Klangreise sollte niemand verpassen.

(Michael Haifl) – https://www.facebook.com/chicharrondiablo


CLOVEN HOOF – Heathen Cross
2024 (High Roller Records/Soulfood) – Stil: Heavy Metal

Der Einstieg von JAG PANZER-Sänger Harry “The Tyrant” Conklin war doch mehr oder weniger eine Überraschung. Allerdings auch eine seltsame Konstellation. Heraus kam ein Album, das man, Shitstorm please, auch als JAG PANZER light betiteln kann. Auch wenn CLOVEN HOOF-Boss und -Bassist Lee Payne behauptet, dies sei das düsterste, härteste Album seit langem und das, welches die Band zu seinen NWoBHM-Wurzeln zurückbringt, kann man dem nur widersprechen. Das ist nicht so! Selbst wenn es gewollt wäre, durch die prägnante Stimme von Harry schwebt der JAG PANZER-Vergleich immer über dem Album. Und so wirken Nummern wie das  treibende ´Vendetta´, das hymnische ´The Summoning´ oder ´Redeemer´ wir purer Heavy Metal ohne Firlefanz. Geprägt von der unverwechselbaren Stimme Harrys, der sich zwar sichtlich bemüht, nicht ganz so offensiv nach JAG PANZER zu klingen, wirken die Wehen der Amis nach und so kommen wir zu der Aussage JAG PANZER  light! Das Album hält Hymnen parat, gefällt und hat seine echt guten Momente. Zwar anders als erwartet, aber die Zukunft wird erst zeigen, wie potentiell sich diese Zusammenarbeit entwickelt.

(7,5 Punkte – Jürgen Tschamler) –  https://clovenhoof.net/band/


DARKNESS – Blood On Canvas
2024 (Massacre Records/Soulfood) – Stil: Thrash Metal

Vor gar 40 haben sich die Ruhrpott-Thrasher von DARKNESS gegründet und mit Unterbrechung dennoch recht zuverlässig geliefert. Auch wenn sie nie zur Speerspitze der deutschen Thrash Metal-Bands zählten, konnte man auf sie setzen. Dass ihr Debüt ´Death Squad´ von 1987 rückblickend zu einem Klassiker des deutschen Thrash Metal gezählt wird, ist mehr als gerechtfertigt.

2024 steht mit ´Blood On Canvas´ das sechste Langeisen an. Trotz Line-up-Wechsel hat sich musikalisch nichts geändert und DARKNESS bedienen die Spielart des Teutonen Thrash Metal solide. Überraschungen bleiben aus, was nicht zwanghaft stört, ballert die Ruhrpott-Legende hemmungslos aus vollen Rohren. Bellend-rotziger Gesang, fiese Riffs im hohem Tempo und das Grundgerüst ist gelegt. ´Roots Of Resistance´, ´Defcon Four´, ´Human Flesh Wasted´, ´A Couble Of Kills´- der Turbo ist eingeschaltet und DARKNESS jagen wie Mad Max über den Highway. Innovationen? Braucht es nicht. Man bewegt sich im engen Thrash Metal-Korridor. Da ist eine groovige Nummer wie ´Night In Turmoil´ schon eine Besonderheit. Satter Nackenbrecher! ´This And My Heart Besides´ steht stellvertretende für Alles, was auf dem Album geht.

Geradliniger Thrash Metal mit Rüpel-Charme! Altersschwäche ausgeschlossen!

(8 Punkte – Jürgen Tschamler) – http://www.darkness-thrash.de/


FIFTY ONE – Love / Hate
2024 (M&O Music) – Stil: Punk / Indie 

Bei der 2015 gegründeten französischen Punkband klingt der Opener ´Adios Motherfucker´ noch wie ein Thrash-Instrumental. Ab ´Stroke Of The Midnight´ wird klar, dass man weniger Metal als Punk mag. Und dabei deutlich mehr von großen Namen des melodischen US-Post-Punks wie GREEN DAY beeinflusst ist, als von den englischen Anfangstagen des Punk.

Bei ´Wearing Black´ oder ´In My Head´ kommen immer mal wieder Metalriffs durch. Der Gesang mit leichtem Akzent ist aber immer fest im Indie / Punk-Bereich verortet. Bei Songs wie ´The Irish Punk´ oder ´The Last One´ kann ordentlich mitgemosht werden.

Insgesamt solide, ohne größere Überraschungen.

(7,25 Punkte – Harald Pfeiffer) – https://www.facebook.com/fiftyonefr


CRIMES OF PASSION – Crimes Of Passion
2008/2024 (Lucky Bob Records/SPV) – Stil: Hard Rock / Melodic Metal

2005 in der Stahlschmiede Sheffield in England gegründet. Dieses Album war 2008 das Debüt (es folgten noch zwei, eines als C.O.P. UK) und wird (mit einem Bonustitel, dem schönen  ´Angel 20:23´) wieder veröffentlicht. Die Band ist melodisch und gleichzeitig gibt es ordentlich harte Riffs. Sänger Dale Radcliffe ist stärker im klassischen Hard Rock verwurzelt, trotz einer gewissen Rauheit in der Stimme.

Nach leichten Anlaufschwierigkeiten kann ´God Made Me Your Angel´ als erster Song richtig überzeugen. Auch das treibende ´Fight You On My Own´ ist ein gelungener Song. Das Dilemma: zu wenig hart für die Metaller, zu heftig für den Durchschnitts-Hard Rocker. Irgendwo in besseren Momenten ähnlich wie Bands wie DOKKEN, ohne deren Klasse zu erreichen. Ich mag die Platte, aber viel mehr Aufmerksamkeit als 2008 wird es mit hoher Wahrscheinlichkeit auch nicht geben.

(7,5 Punkte – Harald Pfeiffer) 


THE LUNAR EFFECT – Sounds Of Green And Blue
2024 (Scart Records) – Stil: Hard-/Psychedelic Rock

Auf ihrem dritten Album geht die Band aus London um Sänger Josh Gosling noch zielgerichteter vor als auf dem Vorgänger. Ihr eigenwilliger Stilmix aus Hard Rock, Psychedelic Elementen und Grunge-igen Einflüssen ist alles andere als Mucke für nebenbei. Und dennoch überfordert die Band den Hörer nicht, denn ihre Kompositionen fließen, wirken weniger technisch verschachtelt und geben ein wohliges Gefühl.

Auch wenn die beiden ersten Nummern des Albums, das schwere ´Ocean Queen´ sowie das LED ZEPPELIN geprägte ´Flowers For Teeth´ einen anderen Eindruck vermitteln, da das Album hinten raus deutlich ruhiger und emotionaler wird, werden sicher die meisten diese beiden Songs als Album-Highlights ausmachen. Dabei wissen auch die ruhigen Tracks sehr zu gefallen. Goslings Stimme hat immer wieder einen leicht-näselnden Ozzy Touch, hält aber auch Vergleiche zu Chris Cornell und Myles Kennedy bereit. Gerade sein Gesang ist eine der Hauptstützen des Albums, das mit jedem Durchgang mehr Musikalität offenbart und sich, zumindest hier, im Player geradezu festklebt. Die Leichtigkeit, mit der Retro Sound und dezent Grunge-artige Einflüsse verwoben werden, macht ´Sounds Of Green And Blue´ so enorm hörenswert.

(8,5 Punkte – Jürgen Tschamler) – https://www.thelunareffect.co.uk


KAFKA BAND – Der Process
2024 (Indies Scope Records) – Stil: Indie / Rock

Franz Kafkas Roman „Der Prozess“, entstanden zwischen Sommer 1914 und Januar 1915, gehört zu den größten Werken der Weltliteratur. Das tschechische Musikprojekt KAFKA BAND wurde 2013 von dem Schriftsteller/Literaturpreisträger Jaroslav Rudiš und dem Comiczeichner/Sänger Jaromír Svejdík ins Leben gerufen.

Zusammen mit bekannten tschechischen Musikern hauchen sie heuer den unvollendeten Romantexten Franz Kafkas musikalisches Leben ein. Nach ´Das Schloss´ (2014) und ´Amerika´ (2019) erscheint jetzt ´Der Process´, zwölf aus Improvisationen entstandene Songs mit Lyrics aus Kafkas Originaltexten, angereichert mit schrägem Humor, in deutschem Sprechgesang und tschechischem Singsang, irgendwo zwischen Electro, Industrial, Dark Wave und Folklore.

Diese Musik gehört in den finstersten Club der City, in schaurig menschenleere Straßen. Unbedingt nachts auf dem einsamen Nachhauseweg hören.

(Michael Haifl) – https://www.facebook.com/kafkadieband


MAC/CORLEVICH – Rain Or Shine
2024 (XO La Factory) – Stil: Alternative Folk

Sänger Christiano Mecchi und Gitarrist Davide Corlevich präsentieren mit ´Rise Or Shine´ ihr Debütalbum. Dabei legen sie Wert auf handgemachte Musik und verbinden den US-amerikanischen Independent Sound der Neunzigerjahre mit der Folk Music.

Das Ergebnis sind zehn Kompositionen, eine davon eine Fremdkomposition, die jeden Zuhörer auf den Highway bringen. Voller Farben und Stimmungen krachen die Songs aus dem Radio deines imaginären, überdimensionalen Schlittens.

Wer also schon immer an diesem 90s Folk und Grunge, Americana und Country gefallen gefunden hat, an Mark Lanegan und Chris Cornell denkt, von früher noch David Crosby und Gram Parsons im Ohr hat, sollte MAC/CORLEVICH unbedingt mal in den Player schieben, wenn der Staub im Rückspiegel hochwirbelt.

(Michael Haifl) – https://www.facebook.com/Mac.Corlevich/


MONOLITH – Horizon
2024 (Fuego Records) – Stil: Retro-, Doom-, Psychedelic Rock

Alles, was der Fan der 2010 gegründeten MONOLITH bei ihrem 2014er Debüt ´Dystopia´ und dem 2016er Nachfolger ´Mountain´ so geliebt hat, darf er auch beim dritten Vortrag unter dem Titel ´Horizon´ erwarten.

An nur drei Tagen spielten sie im Bremer „Studio Nord“ sieben rockige Stücke ein, die nur so den Geist der Sechziger- und Siebzigerjahre versprühen. Bei den live eingespielten Songs dürfen die Gitarren und Drums noch massive Töne verlauten lassen.

Mehr als je zuvor lassen sie ihre psychedelische Ader pochen, ohne die Retro-Hardrock und Stoner-Elemente allzu weit von sich zu stoßen. MONOLITH erzählen dabei von der finalen Expedition des Polarforschers John Franklin Mitte des 19. Jahrhunderts.

Monolithische Töne in Rock.

(Michael Haifl) – www.facebook.com/Monolith.doomrock 


NECROT – Lifeless Birth
2024 (Tankcrimes) – Stil: Death Metal

Fest im traditionellen Death Metal sind NECROT aus Oakland, Kalifornien, verortet. ´Lifeless Birth´ ist das dritte Album seit 2024. Kompromisslos mit knüppelharten Gitarren und Drums und den genreüblichen Vocals. 

An neuen Einflüssen ist die Band nicht interessiert, technisch steht sie auf hohem Niveau. Immer mit einem gewissen melodischen Ansatz ausgestattet, erinnern viele Riffs auch an SLAYER (´Dead Memories´) oder die frühen KREATOR. Es gibt genug Abwechslung, trotz der starken Verwurzelung im Death Metal-Genre.

Für Puristen Pflicht, für alle anderen Harten auf jeden Fall ein Antesten wert (´Winds Of Hell´ oder der Opener ´Cut The Cord´ seien empfohlen).

(7,5 Punkte, Death Metal-Fanatiker erhöhen um mindestens 0,5 – Harald Pfeiffer) – https://www.facebook.com/cyclesofpain


NIAMH – People Of The Underworld
2024 (Lucky Bob Records) – Stil: Alternative Metal 

Aus Italien stammt diese Formation, die auf ihrem vierten Album irgendwo zwischen Alternative Metal und anderen harten Spielarten und gesanglich etwas „Operettenhaften“ agiert. 

Das ist professionell eingespielt, kann mich aber nicht so richtig berühren. Das melodische ´Shining Like Sirius´ ist ein ganz guter Ohrwurm mit meist klaren Vocals. Die Klavierballade ´A Time For Farewell´ ist interessant. Ansonsten dominiert oft ein eher exaltierter, schreiender Gesang, was manche Hörpassagen etwas schwer zugänglich macht. Zum Schluss gibt es ein unnötiges, grauseliges Cover von ´Seek And Destroy´.

Insgesamt einigermaßen interessant, aber auch etwas enervierend. 

(Knapp 7 Punkte – Harald Pfeiffer) – https://www.facebook.com/Niamhthedefinitivemetalband/


SEASONS OF THE WOLF – Orna Verum
2024 (Iron Shield Records) – Stil: Heavy Metal

Ende der Achtziger in Florida gegründet, hat sich die Truppe über die Jahre hinweg einen guten Namen im metallischen Untergrund erspielt. Trotz enormer „zeitlicher Löcher“ zwischen den Alben, auch auf ´Orna Verum´ musste man sechs Jahre warten, ist das Interesse an der Band nie erloschen.

Ihr eigenwilliger Heavy Metal mit nicht unerheblicher Prog- sowie Kauznote ist zwar alles andere als Massenkompatibel, aber dafür originell. Auf ´Orna Verum´ klingen die Amis im Vergleich zum Vorgänger ´Last Act Of Defiance´ deutlich rockiger und weniger dem verproggten Metal zugetan.  as wirkt sich deutlich positiv auf das Gesamtergebnis aus. Was auch sicher an dem Umstand liegt, dass die Sängerposition neu besetzt wurde, was dem Faktor „Rock“ zusätzlich zu Gute kommt. Vielfältigkeit ist auf dem Album Trumpf.

Ob dem eher sehr frühen JUDAS PRIEST zugewandten ´Once More Unto The Breach´ oder dem DEEP PURPLE-lastigen harten Blues Rocker ´Black Swamp Gypsy´, die Band weiß, Spannung zu erzeugen. Mit dem schnittigen ´Rise Up´ hält man sogar einen kleinen Hit parat. Dass sich Hier und Da partiell NWoBHM bemerkbar macht, ist selbstredend im eigenwilligen Musikkosmos der Amis. Klasse Album nach all den Jahren der Abwesenheit.

(7,5 Punkte – Jürgen Tschamler) – https://ironshieldrecords.de/


VAIN – Disintegrate Together
2024 (Jackie Rainbow Records) – Stil: Hard Rock

Das 1989er Debut ´No Respect´ wird für alle Zeiten einer der Klassiker des Glam/ Hard Rock der zweiten Dekade der Achtziger bleiben. Jeder Song ein Hit und die Gesangsleistung von Davy Vain – überirdisch. Danach dann viel Trübsal. Erst mit ´On The Line´ von 2005 ging es back to the roots und das letzte Album ´Rolling With The Punches´ von 2017 war dann genau so, wie man sich ein VAIN Album vorstellt.

Mit ´Disintegrate Together´ läuft man weiter in der Spur, setzt nahtlos an den Vorgänger an und liefert den sleazy, leicht glamigen Hard Rock, den man auf dem Debüt vorgelegt hatte. Zwar hat man nicht die ganze Ohrwurmdichte von damals, aber jede Note, jedes Riffs, jede Gesangspassage lässt umgehend VAIN erkennen. Das wäre der Nachfolger von ´No Respect´ gewesen!

´Disintegrate Together´ ist ein sehr organisches Album, das Davy Vain selbst produziert hat. Man hat nichts dem Zufall überlassen, setzt konsequent auf seine Stärken und liefert somit starke Songs wie ´Can`t You See Me Floating´, ´Don`t You Think´ oder das überstarke ´Holding On For Love´, das locker auf das Debüt gepasst hätte. Davy hat von seinem unverwechselbaren Gesang nichts verloren. Seine einzigartige Stimme dominiert die Tracks und mit Gitarristin Dylana Nova Scott (hieß mal Chuck Moomey und spielte mit VICIOUS RUMORS auf dem U.S. Metal Vol. IV-Sampler!) hat man ein Talent in der Band. Überzeugendes Album, das momentan nur als teurer US-Import zu erwerben ist. Eine Lizensierung wäre angebracht!

(8 Punkte – Jürgen Tschamler) – http://vain.band/index.html


VIOLENT ETERNAL – Reload The Violet
2024 (Rockshot Records) – Stil: Symphonic Power Metal

VIOLENT ETERNAL ist eine italienisch/japanische Kooperation die sich dem europäischen Symphonic Power Metal verpflichtet sieht. Gitarrist Jien Takahashi (ex-MAJUSTICE, ex-HEAVEN`S TRAGEDY) hat sich hier mit Ivan Giannini (ex-VISION DIVINE, ex-DERDIAN, etc.) verbündet und liefert vorhersehbaren, wenig innovativen Symphonic Power Metal, der trotz europäischer Ausrichtung auch unüberhörbare japanische Einflüsse aufweist.

Dass Gitarrensoli ein wesentlicher Bestandteil dieses Stils sind, ist unüberhörbar. Die Songs selbst sind mit gefälligen Melodien ausgestattet, klingen aber auf Dauer dann doch sehr ideenlos und ausgelutscht. Schlichte Stangenware aus diesem Genre, auch wenn Giannini eine solide Gesangsleistung bietet.

Anspieltipps: ´Never Surrender´, ´Now And Forever´, ´Sonata Black´. Grundsätzlich also Mucke für Fans aus der späten STRATOVARIUS und Co. Ecke. Ach ja, in diesem Zusammenhang sollte man Timo Tolkki erwähnen, der beim Songwriting beteiligt war und Dennis Ward, der das Album produziert hat.

(6 Punkte – Jürgen Tschamler)


YEAST MACHINE – Sleaze
2024 (Tonzonen Records) – Stil: Grunge, Stoner Rock, Alternative, Psychedelic

Noch ein Rock-Schmankerl, das live aufgenommen wurde, um den fuzzigen Stoner-Sound wie auf den echten Bühnenbrettern krachen und knacken zu lassen.

Die seit 2021 existierende YEAST MACHINE ist ein echtes Beast geworden. Nach der 2023er EP ´Rise Of The Yeast´ kommt nur das Debüt ´Sleaze´ um die Ecke und will gar keinen Sleaze-Metal offerieren.

Sänger Benni Frenzel, Fabian und Tobias Köninger, Jonas Bischof und Marcel Gundlach holen sich die Melancholie in den Neunzigerjahren ab und lassen sie natürlich mit zwei Gitarren und Bass fett und fetter im Wahnsinn der Gegenwart aus den Boxen knallen. 

So geht das, ob mit oder ohne Freak-Maske.

(Michael Haifl) – https://www.facebook.com/yeastmachine

 

 

 

Bis zum nächsten Klick. Euer Michael und das gesamte SaitenKult-Team

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