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SOAP & SKIN – Des Teufels Bad (Original Motion Picture Soundtrack)

~ 2024 (Solfo Music) – Stil: Soundtrack ~


Als die Menschen noch zwischen Aberglaube und Glaube gefangen waren, so erzählt man uns, herrschten die Gesetze der Religiosität. Menschen, die anders waren, fanden sich in dieser Gesellschaft nicht zurecht.

So auch im 18. Jahrhundert das Naturkind Agnes, das sich weder im Dorf noch in der Familie mit angetrautem Mann heimisch fühlt. Nicht nur das archaische, patriarchale und religiöse Leben engen sie ein. Agnes zieht sich immer mehr zurück, in ihren inneren Kerker, voller Qualen und voller Verletzungen.

Sie endet in „Des Teufels Bad“, so die allgemeine Auffassung über verzweifelte und schwermütige Menschen jener Tage, die sich gewiss mitnichten im Bad des Bösen suhlten, sondern schlichtweg mit Depressionen zu kämpfen hatten. Diese armen Frauen umgingen den als Gotteslästerung und Todsünde geltenden Selbstmord, indem sie etwa ihr Kind beiseiteschafften, anschließend ihre Tat dem Pfarrer beichteten und dann von dem widerlichen Dorfmob hingerichtet wurden. Mord war weniger böse als Selbstmord.

Allein im deutschsprachigen Raum scheinen mehrere hundert solcher Fälle belegt. Dieses schwierige und hochemotionale Thema über die schreckliche Todessehnsucht des 18. Jahrhunderts verarbeitet aktuell das Historiendrama „Des Teufels Bad“ von Severin Fiala und Veronika Franz. In der Hauptrolle des Films beeindruckt die österreichische Künstlerin und Schauspielerin Anja Plaschg.

Ebenso beeindruckend ist auch der Soundtrack zu „Des Teufels Bad“, den die unter dem Künstlernamen SOAP & SKIN bekannte Musikerin Anja Plaschg obendrein komponiert und produziert hat.

Ein schauriges schönes, bebendes Drehleier-Spiel (von Matthias Loibner) erfüllt die Einführung ´Mooreiche, moosige´. Das Holzblasinstrument Duduk (durch Veronika Vitázková) und eine aufheulende Violine (durch Emily Stewart) finden sich zusätzlich in ´Schmetterling´ ein. Alle drei veranstalten in ´Lenz´ einen Höllenlärm, der in einem finsteren Abgrund monströs endet.

Das ´Rattengift´ ähnelt hingegen einem kleinen, sich einstimmenden Orchester, ehe erneut die teuflischen Abgründe massiv beben. Diese Finsternis durchlebt auch ´Schlauch´. Obgleich sich dabei die Engelsscharen bemerkbar machen, ist abermals diese grausame Dunkelheit spürbar.

Die Unmenschlichkeit tritt endgültig in ´Depression´ durch das Mitschwingen der Trompete (von Martin Eberle) unumwunden hervor. Zittrig und vibrierend zeigt sich ´Freispruch´, die ´Hinrichtung´ wie ein Gedicht und das ´Gedächtnis´ wie ein Wehklagen mit dem sich nochmals öffnenden und bebenden Höllenschlund. Ein traditionelles ´Maria´, (von Anja Plaschg) mit zarter, zerbrechlicher Stimme gesungen, markiert das Ende.

Die sensible Musik des Soundtracks zu „Des Teufels Bad“ siedet in den Emotionen zu einem Verzweiflungsakt.

 

 

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